YU & ME, MY BELGRADE
Vernissage Donnerstag 08. Dezember 2011, 19 Uhr
Ausstellung 09. Dezember – 16.Februar 2012
Öffnungszeiten, Mittwoch – Sonntag 14-19 Uhr und nach Vereinbarung
In den Fotografien von Boris Kralj wird deutlich, was Belgrad, dieses Stadtgebilde aus unzähligen Schichten verschiedener Epochen und Ideologien, so faszinierend, so morbid reizvoll, so dicht und intensiv macht.
Zwanzig Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Jugoslawien dokumentieren sie den Entschluss eines Mannes, die verbliebenen Fragmente der jugoslawischen Idee in der Hauptstadt Serbiens zu protokollieren. Dieses nostalgisch wirkende Projekt ist geprägt von einer Ernsthaftigkeit und Naivität, die nur von einem kommen kann, der selbst nie dort gelebt hat. Boris Kraljs Eltern stammen aus Jugoslawien, er ist aber in Deutschland aufgewachsen. Einmal in der Woche ging er in die jugoslawische Schule, an den Wochenenden besuchte er mit seinen Eltern den jugoslawischen Verein, gefolgt vom Restaurantbesuch beim Jugoslawen der Stadt – und auch die Sommerurlaube verbrachte man bei Verwandten in Jugoslawien. Das Gift des Nationalismus und die Schrecken des Krieges in den 1990er-Jahren aber veränderten alles: Sein Vater und seine Freunde wurden plötzlich zu Kroaten, seine Verwandten zu Slowenen, seine Bekannten zu Bosniern und Belgrad zur international geächteten Außenseiterin.
Die scheinbare Nostalgie dieses Projekts aber ist alles andere als reaktionär. Sie setzt sich in Beziehung zu einer progressiv geprägten Vorstellung vom Multikulturalismus Jugoslawiens, widersteht dabei aber jeglicher Idealisierung der Vergangenheit. Ein Bemühen um Dokumentation, das sich den großen Worten beugt – und ein Ansatz, der dieser Region mit ihren zahllosen Spuren vergangener Propaganda wahrhaft gerecht wird.
– Joerg Koch/ 032C