HYBRID
Artikel zum Essay, Delphine Horvilleur, Antisemitismus ist eine Sprache, die wir alle sprechen
„Wir sind umgeben von Leuten, die ständig „wir“ sagen: „wir Muslime“, „wir Juden“, „wir Homosexuelle“, „wir Frauen“. Alle diese „Wirs“ sind gefährlich, weil sie die universellen Werte für weniger wichtig halten. Ich gehöre zu einer Generation, die diese Kämpfe gemeinsam geführt hat. Inzwischen muss ich feststellen, dass etwas Schreckliches passiert ist: Wir kämpfen nicht mehr gemeinsam, sondern jeder nur für seine Sache. Das führt zum Rückzug auf sich selbst, zu Parallelgesellschaften. Auch bei den Juden.“
Die Auseinandersetzung mit diesen wirs steckt sowohl im HYBRID als auch in BEFORE THEY DISAPPEAR.
Im HYBRID geht es um die soziale Auflösung (der Xenophobie).
In „BEFORE THEY DISAPPEAR“ wird die Bildung der Parallelgesellschaft in Esperanto aufgelöst.
(Unter anderem die Akademie der Künste, Walter König an der Museumsinsel, Ocelot, Uslar&Rai, Bücherbogen bieten das Buch bereits an)
„Liebet und vermehret euch“ als Definition des Schicksals wird ersetzt durch eine absolute digitale Marktsteurung deren Motive, Gründe und Ziele subjektiv bleiben. „Ja? Warum sind’s dann nicht meine?“
Es sind nazikräfte, die Horvilleur formuliert ohne das Wort inflationär gebrauchen zu wollen, weil sie ihrer Meinung nach zur menschlichen Normalität dazu gehören.
Perhaps, Perhaps. Im Krieg würde ich auf nazis schießen und nicht auf deren Opfer.
Ich habe es aber auch tagtäglich mit Leuten zu tun, die auf Opfer der nazis schießen würden. Ihre Meinung dürfen sie äußern,
aber ich habe was dagegen, dass sie an der Macht sind.
Jedenfalls hat Horvilleur Recht im Sinne des Pegels – nobody“s perfect.
In der U-Bahn Bundestag – Installation LORE4,
einer Kunstarbeit gegen Zwangsarbeit,
geht es wiedermal um die gesellschaftliche Umsetzung dieses „nobody“s perfect“ – von unten nach oben. Da wo die parlamentarische Demokratie die Rechte des Schwächeren in Schutz nehmen muss, da muss sie auch immer da sein.
Der ausgebeutete Mensch kann sich nicht wehren gegen Zwangsarbeit: er/sie wird getötet werden, wird sterben – als Zwangsarbeiter/in in einem faschistischen Staat etc